Walter Oscar Grob

Malen in kosmischer Strahlung

Walter Oscar Grob: Signet 'Freie Kunstschule Zürich (FKZ)'
Walter Oscar Grob: Foto von ca. 1957
Walter Oscar Grob: Buchcover 'Einführung in die Durchschauende Kunstuntersuchung'
Einführung in die Durchschauende Kunstuntersuchung

Versuch des Erfassens der Gestaltungsmittel, des Bildinhaltes und der schöperischen Entstehung der bildhaften Kunstwerke.

Verfasser

Walter Oscar Grob

Erscheinungsjahr

1968

Anzahl Seiten

220

Preis

CHF 140

Status

vergriffen

bestellbar bei

leider nicht möglich, da vergriffen

V o r w o r t   (Walter Oscar Grob, 1968)

In der Kunst, wie in der Wissenschaft, werden immer weitere Gebiete von früher Unbekanntem einbezogen. Neue Substanzen und Beziehungen werden bewusst, und immer mehr verlangt dieser Reichtum ein tieferes und ganzheitlicheres Erfassen. Immer wieder muss die Wirklichkeit beobachtet und daraus Erkenntnisse gewonnen werden, will man nicht Theorien aufbauen, die sich eines Tages als isolierte Gedankengebäude ohne Uebereinstimmung mit der Wirklichkeit erweisen. Das Schwierige ist aber, dass man bei Beginn des Forschens schon kennen sollte, was man mit der Erkenntnis erst zu erfassen sucht.

Der ausübende Künstler erfasst das Wesen der Kunst instinktiv und manchmal auch noch bewusster. Bei der Erschaffung eines Kunstwerkes tritt die Wirklichkeit des Wesens der Kunstwerke am vollsten in Erscheinung. Kann diese Wirklichkeit durchschaut, alles Wesentliche richtig geordnet und gestuft, alsdann klar und allgemeingültig beschrieben werden, so entsteht eine kunstwissenschaftliche Grundlage, die wahrscheinlich ermöglicht, Kunstwerke aller Zeiten und aller Völker miteinander zu vergleichen. Trotz dem vielverbreiteten Streben nach Spezialisierung ist auch in unserer Zeit ein ganzheitlicheres Schaffen immer wieder auch noch notwendig.

Der Versuch, das Wesen der bildhaften Kunstwerke in einer Form zu beschreiben, die für alle, welche damit zu tun haben, gültig werden könnte, bedingt eine Arbeitsform, die nur teilweise den einzelnen Standpunkten der verschiedenen Fachleute voll gerecht werden kann. Viele werden deshalb das ihnen Ungewohnte kritisieren. Dem Künstler ist es vielleicht zu wissenschaftlich, dem Wissenschaftler zu künstlerisch. Wer jedoch anerkennt, dass Kunstwerke prinzipiell gesehen nur eine Wesensform besitzen, der darf vielleicht gebeten werden, ohne Voreingenommenheit das ganze Buch zu lesen und erst dann zu urteilen und dabei in erster Linie die Untersuchungsart als Ganzes zu beachten. Es wird angenommen, dass nachher jeder einzelne Fachmann aus den 'Durchschauenden Kunstuntersuchungen' das ihm Wesentliche für seinen Gebrauch auswählt. Die Wesensforschung selbst sollte jedoch nicht spezialisiert werden, sonst kann sie nicht das eigentliche Wesen erfassen.

Mein Weg zu dieser Arbeit ist seit 1944 langsam gewachsen. Während der Ausbildung und Weiterentwicklung als Kunstmaler und später als Leiter einer kleinen Privatschule für Zeichnen und Malen sind Untersuchungen über die Farben, den Punkt, die Bildquellen und anderes mehr entstanden. Dabei habe ich eine neue Farbenlehre und eine umfassende Gestaltungslehre aufgebaut. Meine Uebersicht über alle Phänomene eines Bildes, die ich in der schematischen Darstellung der Funktionen beim Sehen und Malen fand, meine Uebersicht über die Bildelemente und ihre Eigenschaften und meine Aufteilung der Bildinhalt-Typen und -Realisierungsformen ermöglichten mir die 'Durchschauende Kunstuntersuchung' aufzubauen. Auf einer Expedition nach Japan, Ankor und Indien (4. April 1957 -27. März 1958) konnte ich erstmals vor den Kunstwerken solche Untersuchungen durchführen. Diese werden nachfolgend in einem Band: DURCHSCHAUENDE KUNSTUNTERSUCHUNG JAPANISCHER MEISTERWERKE und in einem Doppelband: DURCHSCHAUENDE KUNSTUNTERSUCHUNG INDISCHER MEISTERWERKE veröffentlicht werden. Die vorliegende Schrift ist als Einführung zu jenen Untersuchungen geschrieben worden.

Rein sachlich - die Frage nach der Qualität ist eine andere - versucht diese Arbeit eine Fortsetzung von Heinrich Wölfflins 'Kunstgeschichtliche Grundbegriffe' zu sein. Sie will das Bildhafte, das der Kunst der Augen Lebensgesetz bedeutet, umfassen. Das, was man die 'Sprache der Malerei' nennen kann, steht im Zentrum.

Aus vielen Werken lernte ich. Wohl die wichtigste Grundlage erhielt ich von meinem Lehrer, Kunstmaler Ernst Wehrli in Zürich, und durch die Bücher von R. M. Holzapfel. Auch aus den Werken von Leonardo da Vinci, Paul Klee, Wassily Kandinsky, Max Burchartz, Josef Strzygowski, Theodor Hetzer, Heinrich Wölfflin und vielen andern sammelten sich meine Kenntnisse. Nachträglich studierte ich auch die Theorien von Hans Sedlmayr, Will Grohmann und Rene Berger. Eine volle Aufzählung und Stellungnahme würde einen dickeren Band geben als diese Schrift. Mit dieser Arbeit sachlich der Kunst und damit der Entwicklung zu dienen, wäre mein grösster Wunsch.