Walter Oscar Grob

Malen in kosmischer Strahlung

Walter Oscar Grob: Signet 'Freie Kunstschule Zürich (FKZ)'
Walter Oscar Grob: Foto von ca. 1957

Der Lehrer

Als Leiter und Lehrer der Freien Kunstschule Zürich brachte Walter Grob Generationen das Malen und Zeichnen bei. Seine Kurse hiessen etwa «Glückliches Malen in Soglio» oder «Sehen, Hören, Tasten, Riechen, Schmecken, Fühlen, Ahnen und Malen». Unter der Bezeichnung Kunstspirale hielt er Vorträge, beispielsweise über «Die Gestaltungsmacht des bedeutendsten Tuschmalers Japans, Sesshu Toyo» oder «Meine Seele malt aus kosmischer Führung».

Walter Oscar Grob: Kurseinladung 1995 Walter Oscar Grob: Kurseinladung 1992

 

Wichtigste Lehrmittel waren seine Bücher über die Durchschauende Kunstuntersuchung, die Gestaltungslehre und die Farbenlehre. Sehr anspruchsvolle Bücher, für deren Verständnis der Schüler viel arbeiten musste.

Walter Oscar Grob war ein unermüdlicher Lehrer: Gab's eine interessante Kunstausstellung in der Schweiz, so reiste er hin und bereitete sich vor, um später mit seinen Schülern zurückzukehren und die ausgewählten Werke anzuschauen und zu besprechen. Ein Schüler erinnert sich: «Wenn er bei Führungen durch ein Museum einen Künstler präsentierte, so gingen wir nicht einfach von Raum zu Raum und betrachteten die Werke. Walter Oscar Grob legte grössten Wert auf die chronologische Entwicklung des Künstlers und seiner Werke und deshalb waren wir es gewohnt, einmal in diesen Raum, dann in den übernächsten und wieder zurück in einen anderen Raum zu laufen. Er regte sich dabei aber immer lebhaft auf und schimpfte über die Austellungsmacher. Heute freue ich mich immer wieder über Ausstellungen, wo man den Entwicklungsweg des Künstlers und seines Werks in dieser Weise verfolgen kann.»

Einmal im Jahr, meistens an Ostern, lud Walter Grob Kunstfreunde zu einer Führung ins Ausland, z.B. nach Berlin, Amsterdam, Venedig, Rom und Mailand. Hin- und Rückreise, Unterkunft, Verpflegung und Eintritte in grosse und kleine Kunsttempel organisierte er jeweils minuziös über wochenlangen Briefverkehr und Telefonate selbst. Unvergessen bleibt, wie er schläfrige Museumswärter aufscheuchte und ihnen sagte, was getan werden musste, etwa «Tor für uns öffnen, dann hinter uns schliessen und schauen, dass die Touristen draussen bleiben...»

ELEKTRONISCHER RÜCKENWIND

Gerne hätte Walter Oscar Grob seine Durchschauende Kunstuntersuchung als Computer-Programm angeboten, um so die zeitraubende Analyse der Bildelemente kürzer und damit populärer zu machen.

Er kaufte sich in den 90er-Jahren einen PC, in der Hoffnung, auch diese Herausforderung im Alleingang meistern zu können. Hardware und Software waren damals aber nicht reif genug und auch der Künstler stiess rasch an seine Grenzen.

Heute, im Jahr 2023, wäre interessant zu sehen, ob die «Durchschauende Kunstuntersuchung» dank Bilderkennungs-Software und Künstlicher Intelligenz ein eigenständiges Software-Produkt werdem könnte. Bild rein - und 10 bis 30 Analysebilder raus! Eine lohnende Aufgabe, hat Grobs Methode doch den Anspruch, Kunstwerke aller Epochen systematisch untersuchen zu können, von der Höhlenmalerei über Rembrandt bis hin zur Gegenwart!

Unten sehen Sie eine Analysezeichnung, welche aus dem Original (links) das Gestaltungselement «Linien-Richtung» isoliert. Die Zeichnung ist eine von zweiundzwanzig (22), die Walter Oscar Grob von Hand anfertigte, um das 600 Jahre alte Meisterwerk (dem Japaner Shūbun zugeschrieben) zu «durchschauen» und zu deuten.

Original von Shubun, Analysezeichnung von Walter Oscar Grob

DER MALER FILMT SICH BEIM MALEN

Walter Oscar Grob wollte, dass seine Schüler ihre Bilder so malten, wie wenn sie eigenständige Organismen wären und forderte, jeder Pinselstrich sei derart zu setzen, dass er die Ganzheit des Werks stärke. Um dieses Prinzip anschaulich zu machen, filmte er sich oft beim Malen und zeigte das Resultat seinen Schülern. Links ist die Entstehung des Bildes «Von der magischen Muttergöttin zu Gott-Vater und zum Höchsten des Kosmos» zu sehen, aus einem VHS-Video extrahiert und verkürzt auf 13 Standbilder.