Walter Oscar Grob

Malen in kosmischer Strahlung

Walter Oscar Grob: Signet 'Freie Kunstschule Zürich (FKZ)'
Walter Oscar Grob: Foto von ca. 1957
Walter Oscar Grob: Buchcover 'Komplexe Ganzheit durchschauen'
Komplexe Ganzheit durchschauen

Gedanken über die Themen Ganzheit in Wort, Sprache, Dichtung, Bild und Kunst, das Absolute und das Relative, die Bewusstseinsstufen der Menschheit gemäss den Kulturpsychologen R.M. Holzapfel und Jean Gebser.

Verfasser

Walter Oscar Grob

Erscheinungsjahr

1999

Anzahl Seiten

116

Preis

CHF 70

Status

verfügbar

bestellbar bei

Verein Walter Oscar Grob

A L L G E M E I N E S   Z U M   T H E M A   D I E S E S   B U C H E S

(Walter Oscar Grob, 1999)

Wir leben mitten in einer Zeit, in der die grosse Orientierung der Menschen im Umsturz ist. Selbst Menschen, die an der Spitze von Macht, Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion, Recht und Wirtschaft stehen, sind in tiefstem Grund in ihrer Orientierung erschüttert oder leben noch in einer alten, verfallenden Welt, merken nicht, was um sie vorgeht. Meist haben wir das alte Weltbild aufgegeben, aber die neue Sicht, ein neues Weltbild, das alles im Leben orientiert, ist nicht in Sicht. Viele stützen sich auf das, was an der Spitze ihres Arbeitsgebietes in der grossen Welt hingestellt wird, und glauben sich damit einigermassen abgesichert. Ob dort nicht genau so orientierungslos gehandelt wird, vermögen sie nicht zu sehen.

Früher, als viele Menschen noch in Dörfern lebten, war die Welt überschaubar und klar. Weltanschauung, Kirche und Gesetz stimmten mit dem Leben überein. Allzutief wurde das Leben auch nicht hinterfragt, denn dazu gab es keine Notwendigkeit.

Heute werden uns nicht nur mit Worten aus dem Radio, sondern auch mit Bildern aus dem Fernsehen Geschehnisse, besonders schlimme und katastrophale, aus der ganzen Welt vermittelt. Ja, mit dem Mondflug und Sonden zu andern Planeten werden uns Einsichten in den Kosmos geboten, die unsere alte Orientierung umwerfen. Bei Gurus, Sektenpredigern, im Rausch und mit Drogen wird versucht, die Probleme zu übertönen. Aber das bringt keine Lösung!

Als Kunstmaler, Kunstpädagoge und Kunstwissenschaftler habe ich erkannt, dass zu allen Zeiten die Kunst die Hauptaufgabe hatte, dem Menschen zu helfen, die Welt besser zu sehen, um besser zu überleben. Sicher haben nicht alle Künstler dies erfasst; aber die bedeutendsten aller Völker und Zeiten haben an dieser Aufgabe gearbeitet und die Fähigkeit, die Welt besser zu erfassen, Schritt um Schritt vorwärts gebracht. Besonders in den Kapiteln 11 - 14 werde ich Beispiele aus der Kunstgeschichte der Welt zeigen und kurz erklären.

Die Übereinstimmung von Wirklichkeit mit dem menschlichen Erfassen nennen wir Wahrheit. Den grössten Teil der Realität erfassen gesunde Menschen mit den Augen, weshalb unser Sehbild unser Weltbild weitgehend prägt. Ich habe eine ganz besonders tiefe Veranlagung zum Sehen und bin deshalb Maler geworden. Je mehr ich mich dabei entwickelte, desto mehr erkannte ich, dass die meisten Menschen das, was ich vom Bild erfasste, nicht kannten und deshalb weder beachteten noch verstanden. Immer deutlicher begriff ich, dass unsere einseitige Schulung in erster Linie die Wortsprache entwickelt.

So kam es, dass ich mich gezwungen sah, meine Erfahrungen des Bildes in Worte zufassen, anfangs unbeholfen, mit der Zeit etwas fähiger. Später wurde ich dann auch Kunstlehrer, was ohne Einsatz von Worten nicht möglich wäre. Zudem entstanden in dieser Entwicklung bis heute neun Bücher, die ich auch selbst druckte, da ich die Riesensummen, die die Verlage von mir forderten, nicht hatte. Andererseits habe ich etwa 1500 Zeichnungen und Bilder auf Papier und ca. 400 Gemälde in Oel und ab 1958 mit Bienenwachsfarben erschaffen. Neben diesen Erfahrungen als Maler und Lehrer gewann ich viele Einsichten aus meinen Grundlagenforschungen über die Farbe und die anderen Gestaltungsmittel sowie aus den unzähligen durchschauende Kunstuntersuchungen, die ich in Asien und Europa vor Originalen durchführte oder die ich, für den Hausgebrauch, auf Grund von Reproduktionen erstellte. Aus diesem reichen Hintergrund ist die Sicht über die komplexe Ganzheit entstanden. Im Bild erfasste ich die Bedeutung der komplexen Ganzheit und den klaren Unterschied zur Summe der Teile. Alles ist die Summe der Teile, aber die komplexe Ganzheit ist sehr viel mehr. Sie kann aber mit unserem rationalen Denken gar nicht verstanden werden. Wie ich den Weg zum durchschauenden Bewusstsein fand und besonders, was das ist, das möchte ich aufs Einzelne eingehend im Folgenden beschreiben und mit Bildern belegen.

Die Ganzheit ist von grösster Bedeutung, und vielleicht ist gerade ihre Unkenntnis in weiten Kreisen die Ursache der Orientierungslosigkeit in der Allgemeinheit. Die Ganzheit ist komplex. Eigenlich sind Ganzheit und Komplexheit zwei Begriffe, die dasselbe aus einer anderen Sicht aussagen.

Erfassen wir die Welt als komplexe Ganzheit, so erhalten wir automatisch eine neue Orientierung. Als wir einst glaubten, wir müssten alles wissen, hatten wir eine absolute rationale Orientierung. Immer mehr erfahren wir aber, dass das nicht genügt, darum ist die rationale Orientierung im Zerfall. Die neue Orientierung bedingt, die komplexe Ganzheit zu erfassen. Vielleicht helfen meine Einsichten auch anderen Menschen, diesen Weg zu gehen, und können wir damit die Hauptprobleme unserer Zeit lösen.

Dies wäre mein tiefster Wunsch.